Kostenpflichtige Angebotserstellung: Warum manche Agenturen Angebote berechnen… und wir nicht.
Werbeagenturen, Webdesigner, Grafiker und andere Kreative investieren viel Zeit für die Erstellung eines Angebots. So findet meist ein Erstgespräch statt, die Kreativen müssen sich mit den Vorstellungen und Ideen der Interessenten auseinandersetzen und den Umfang der Leistungen abschätzen. So eine Angebotserstellung bzw. ein Kostenvoranschlag geht also nicht nebenbei und auf die Schnelle.
Dann wäre es doch nur fair, wenn Interessenten auch für die Angebotserstellung etwas zahlen? Schließlich ist das in anderen Branchen durchaus gang und gäbe...
Was spricht für eine kostenpflichtige Angebotserstellung?
Hinter einer Angebotserstellung stecken immer jahrelange Erfahrung und fachliches Know-How. Es ist eine Beratungsleistung eines Experten. So profitiert der Kunde schon alleine vom Erstgespräch, vom Ausfüllen eines Fragebogens und von der ersten Einschätzung der Situation durch den Kreativen. In einer Autowerkstatt, bei einem Steuerberater oder bei einem Anwalt bezahlen Kunden in der Regel auch schon die Erstberatung bzw. die Angebotserstellung.
Wenn sich ein Interessent gegen einen Dienstleister entscheidet, sollte das Risiko doch eigentlich nicht nur der Dienstleister tragen. Denn so eine Beratungsleistung ist immer auch ein Wissenstransfer. Dank des Zeitaufwandes und der Kompetenz der Werbeagentur weiß der Kunde nach einer Angebotserstellung besser, worauf er achten sollte. So kann er auch mit mehr Wissen weitere Angebote einholen und miteinander vergleichen. Dies spricht ebenfalls für eine faire Gebühr.
Was spricht gegen eine kostenpflichtige Angebotserstellung?
Andererseits ist eine kostenpflichtige Angebotserstellung kundenunfreundlich. Ein kostenloses Angebot gehört einfach zum Service dazu. Interessenten können den Aufwand für die Angebotserstellung oftmals nicht richtig abschätzen, denn sie sind schließlich nicht vom Fach. Wenn Interessenten sich bei verschiedenen Anbietern informieren, verschaffen sie sich einen Überblick über die gewünschten Dienstleistungen. Interessenten haben schließlich auch ein Recht zum Vergleich. Es ist dann kontraproduktiv, für einen Kostenvoranschlag eine Gebühr zu verlangen. Denn damit halten Dienstleister womöglich potenzielle Kunden davon ab, überhaupt Kontakt aufzunehmen. Dass ein Angebot durch die Interessenten nicht angenommen wird, gehört letztendlich zum Risiko für den Kreativen.
Kreative sollten einen weiteren wichtigen Fakt beachten. Auch wenn der Interessent keinen Auftrag erteilt, kann dieser einen weiterempfehlen oder später beauftragen. Die Angebotserstellung zeigt schließlich das Know-How und ist eine vertrauensbildende Maßnahme, die sich langfristig auszahlen kann. So ist die kostenlose Angebotserstellung auch immer Teil des Marketings. Wenn dagegen die Quote der Auftragserteilung in Bezug zu den erstellten Angeboten gering ist, dann liegt das Problem womöglich ganz woanders. Das kann beispielsweise die lange Dauer der Angebotserstellung oder die Kalkulation an sich betreffen.
Wann auf kostenpflichtige Angebotserstellung hinweisen?
Der Auftragnehmer muss den Kunden immer darauf hinweisen, wenn ein Angebot kostenpflichtig ist. Eine kostenpflichtige Angebotserstellung ist nicht unbedingt nur ein Kostenfaktor für den Kunden, sondern schon Ausdruck der Wertschätzung.
Als weitere Alternative können Dienstleister nach einem Erstgespräch auch individuell entscheiden, wie umfangreich ein Angebot sein und ob es etwas kosten soll. Denn schließlich können Auftragnehmer nach einem Erstgespräch auch besser abschätzen, welche Ziele der Kunde verfolgt und wie wichtig ihm die Kreativität und die Lösungsfähigkeiten eines Profis sind. Um preissensible Interessenten nicht zu verschrecken, kann der Preis für die Angebotserstellung später auch bei Auftragserteilung verrechnet werden. Das können Dienstleister ebenfalls vorher kommunizieren.
Wir haben uns intern gegen die Berechnung einer Angebotserstellung entschieden. In der Erstberatung und im Angebot sehen wir eine für uns selbstverständliche Serviceleistung. Die meisten Kunden wissen den Aufwand und das gegenseitige Vertrauen von Anfang an zu schätzen. Letztendlich muss diese Entscheidung aber jede Agentur für sich treffen.